Studium an der HafenCityUniversität Hamburg


Meine aktive Tuchfühlung mit der Architektur begann Ende 2006 mit dem Beginn des Studiums der an der Hafencity-Universität (HCU) in Hamburg. Ein Zufall wollte es, daß ich durch Losentscheidung in den ersten beiden Semestern in die Entwurfskurse Wouter Suselbeeks gelangte, die mich bis heute in mancherlei Weise prägen. Diese ersten zwei Semester an der HCU waren von einer sehr konservativen Herangehensweise an die Arbeit des Architekten geprägt: der Computer hatte im Bereich des Entwurfes nicht das Geringste zu suchen. Vielmehr regierten Papier und Bleistift. Ganze Tage verschlang das sorgfältige, gleichmäßige Schraffieren von Zeichnungen, und doch kam neben diesen eher handwerklichen Fragen die Entwurfslehre nie zu kurz. Im Gegenteil: vermutlich weit eher als in Kursen, in denen bereits von Anfang an mit CAD-Programmen gearbeitet wurde, brachte einen die viel unmittelbarere Arbeit am Projekt dazu, dieses zu durchdringen und in all seinen Details zu reflektieren. Ganze Nachmittage verbrachte man damit, Gesimsprofile zu diskutieren, die Ausgewogenheit einer Fassade zu überdenken, nach einer Herleitung über historische Vorbilder nachzusinnen. Insgesamt war dies sicherlich eine weitaus zeitaufwendigere Anfangszeit des Studiums, als andere Kommilitonen sie hatten - sie war aber auch eine weit lehrreichere, die ich zu keinem späteren Zeitpunkt missen wollte. Abgesehen davon, daß man sicherlich deutlich mehr über Formenlehre und die Architektur- und Entwurfsgeschichte des späten neunzehnten und frühen zwanzigsten Jahrhunderts lernte - es war ein weiterer Faktor, der einen diese Zeit nicht vergessen läßt: es brachte schlichtweg eine Menge Spaß. Nach dem Weggang Suselbeeks war man auf das verbleibende Lehrpersonal angewiesen, das seltenst die Tiefe und Intensität des nunmehr verabschiedeten ehemaligen Kollegen in den Entwurfskursen erreichte. Gleichwohl sah ich mich nach wie vor den erlernten Prinzipien verpflichtet und blieb der Formensprache weitgehend treu - und überdies der handwerklichen Herangehensweise. Der zweite Entwurf - ein Mehrfamilienhaus am Hamburger Rothenbaum folgte - bisweilen zum Unmut der betreuenden Professoren - der zuvor eingeschlagenen Richtung. Schlußendlich sollte sich jedoch aus der Konsequenz und Beharrung kein Nachteil ergeben - man erntete nach der Abschlußpräsentation allenthalben Zustimmung und Bewunderung. Zum Einen für die Qualität der Arbeit, zum Anderen - seitens der Kommilitonen und nicht bewertenden Professoren - ob der Konsequenz der Umsetzung des Entwurfes. Nach dieser ersten Phase meines Studiums, in der ich neben dem Entwurfsbereich in erster Linie durch Fächer wie Baukonstruktionslehre, Bauökonomie, Bauchemie und Tragwerksentwurf in Beschlag genommen war, konzentrierte ich mich in der darauffolgenden Zeit bis zum Bachelorabschluß schwerpunktmäßig auf das Erlernen verschiedener CAD- und Visualisierungsprogramme, die dem Alltag eines üblichen Architekturbüros weitaus näher kommen als die Arbeit am Reißbrett. Außer einem einführenden Kurs für das Programm ArchiCAD und - später - einem einwöchigen Crashkurs in das Programm Cinema 4D waren meine Kommilitonen und ich weitgehend auf das Selbststudium angewiesen, das durch ein gemeinschaftliches Arbeiten, vor allem aber durch diverse Video-Tutorials und der Lektüre einiger Literatur erleichtert wurde. Fraglos: es war zu Beginn ein mühsames Herantasten, das jedoch durch das gegenseitige Helfen, durch das sich aneinander Messen zu einem großen Ehrgeiz führte, der bis dato anhält. Schon bald wurde deutlich, daß sich die Möglichkeiten der üblichen CAD-Programme im Bereich der zweidimensionalen Darstellung erschöpften und meinen Intentionen kaum gewachsen waren. Es waren dies einerseits das Entwickeln und Darstellen von Formen, die gänzlich die Orthogonalität verließen, und andererseits eine photorealistische Darstellung. Beides konnte und kann ArchiCAD ebenso wenig wie AutoCAD in zufriedenstellendem Maße erfüllen. Cinema 4D bot hier einen Ausweg, der für mich mehr und mehr zu einem Schwerpunkt meiner Entwurfsarbeit wurde - insbesondere auch deshalb, weil es leicht mit ArchiCAD kombiniert werden kann, was eine zeichnerische Darstellung des in freien Formen Gebauten erheblich erleichtert. Im Laufe der Zeit entstanden im Rahmen dieses Herantastens zwei Sakralbauten, die jede auf ihre Weise einen Schwerpunkt der Arbeit mit den Möglichkeiten von C4D abbilden - zunächst die Wallfahrtskirche im Epplersee, bei der das Erlernen des freien Modellierens im Vordergrund stand. Hiernach, in Zusammenarbeit mit einem Kommilitonen, die Kirche auf der Landesgartenschau in Norderstedt, bei der eher die Visualisierung im Vordergrund stand.